Umgeben von hohen Bäumen ist das Kirchengebäude von Wörbzig aus der Umgebung kaum zu erkennen. Vom Dorfrand aus ist nur der Kirchturm zu sehen,
der sich ein wenig über die Gipfel der Baumkronen erhebt.
Die Entstehung der Kirche ist eng mit der Geschichte des 1149 erstmals erwähnten Ortes Wrbizke (heute: Wörbzig) verbunden. Seit der
Übertragung der Ortschaft an das Fürstentum Anhalt im Jahr 1252 gehört auch die Kirchengemeinde Wörbzig zur anhaltischen Kirche
(heute: Evangelische Landeskirche Anhalts).
Die Kirche wurde der Gottesmutter Maria geweiht und steht
am westlichen Rand des ehemaligen Rittergutes. Dieses wird heute von der "Firma Wage - Historische Baustoffe" bewirtschaftet, die ihren Tätigkeitsschwerpunkt in der Wiederverwertung und dem Handel mit historischen Baustoffen hat.
Die Kirche ist ein einschiffiger Bruchsteinmauerwerksbau mit einem jeweils kleinen Eingangs- und Altarvorbau. In der Zeit des Barock wurde die Fassade durch den Einbau großer Sprossenfenster überformt.
Zwischen 1514 und 1520 erfolgte ein Umbau das Gotteshauses. Das Kirchenschiff wurde um dem Altarraum erweitert, eine Sakristei wurde angebaut und der Ostgiebel neu errichtet. Dieser Giebel "ist in Backstein
durch vorkragende Blendbogen in Form sich durchdringender Eselrücken" belebt (Quelle: H Giesau:" Die Kunstdenkmäler des Landes Anhalt 1. Teil S. 379ff).
Bereits im Jahr 1520 wurde in Wörbzig die Reformation vollzogen. Im 30-jährigen Krieg hatte die Bevölkerung stark unter den Kriegswirren zu leiden. 1631 wurde der Ort von kaiserlichen Truppen geplündert,
1534 zerstörte ein Großfeuer erhebliche Teile des Rittergutes; 1641 kam es zur Einquartierung von Söldnern, welche durch die Bevölkerung versorgt werden mussten. Es wird berichtet,
dass auch an der Kirche ein großer Schaden entstanden war.
1807 wurde das Glockengeschoß des Kirchturmes wegen Einsturzgefahr abgetragen. Ein Jahr später, 1808 wurde diese obere Turmhälfte im Baustil des Fachwerk wieder aufgebaut. Im gleichen Jahr wurden die Emporen und die Orgel erneuert. Weitere Erhaltungsarbeiten (Erneuerung des Innen- und Aussenputz, der Kirchendecke und des Daches)
fanden 1833 statt.
Die Familie Nette, seit 1874 [bis zum Jahr 1945] im Besitz des Rittergutes, schenkte der Kirchengemeinde 1930 eine kleinere Bronzeglocke, die bis zum Kriegsausbruch 1939, neben der größeren Glocke aus dem Jahr
1584, im Kirchturm aufgehängt war. Die 1584 gegossene größere Glocke wurde für Kriegszwecke eingeschmolzen. Aus dem Jahr 1936 ist eine größere Kirchenrestaurierung bekannt.
1964-66 wurden Erhaltungsarbeiten an der Kirche durchgeführt. Die Engelstatue an der Südseite der Kirche ist Teil der ehemaligen Grabstätte der Familie Nette. 2007 wurde der Engel vor der Kirche aufgestellt. Sein ursprünglicher Platz war auf der Familiengruft
des Wörbziger Friedhofs. Heute ist die Skulptur als " Nette-Engel" bekannt.
1993 begannen an der Kirche umfangreiche Sanierungsarbeiten die in verschiedene Bauabschnitte unterteilt wurden.
2015 wurde das Kirchendach neu eingedeckt, der Aussenputz erneuert die Ostwand restauriert und eine Entwässerung verlegt.
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Der Innenraum der Kirche ist ein rechteckiger Kirchraum mit dem Zugang von Süden her. Einen eigentlichen Chorraum gibt es nicht. Der Altar steht leicht erhöht vor der Ostwand zwischen den beiden
seitlich angeordneten Fenstern. Er wurde aus grob behauenen Kalksteinquadern mit aufgelegter Steinplatte errichtet. Vor dem Kirchenumbau 1964/65 befand sich über dem Altar eine hölzerne, die Hälfte
eines Achtecks abbildene Kanzel, ohne Schalldeckel. (siehe s/w-Foto aus dem Jahr 1961; unten 1.v.re.) Beidseits der Kanzel waren die Flachrelief- Schnitzfiguren der Hl. Katharina von Alexandrien und der Hl. Barbara von Nikomedien positioniert, die wiederum aus einem viel älterem mittelaterlichen Altaraufsatz stammen.
Lange nach dem Abbruch des Kanzelaltars wurden die beiden Figuren, im Zusammenhang mit einer aufwändigen Restaurierung, nun an der Nordwand, dem Eingang gegenüber aufgestellt.
Ein sehr gut erhaltener Reliquienschrein findet sich in der Südwand, unterhalb des nördlich gelegenen Fensters.
Seit 1964/65 existiert nur noch die Westempore, welche die Orgel trägt. Die Nord- wie auch Südempore wurden wegen starkem Zerfalls aus der Kirche entfernt.
Die Orgel wurde 1887 von der Orgelbauanstalt Wilhelm Rühlmann aus Zörbig erneuert.
In der Kirche befinden sich diverse Epitaphe. Ein Gedenkstein (unten-Mitte) in Form eines Obeliken ist an der Nordwand in Höhe des Altares zu finden. Dieses Epitaph erinnert an den 1730 verstorbenen
Viktor Ludwig von Wietersheim, dem erb- und Gerichtsherrn zu Wörbzig und Frenz. Unter dem Epitaph finden sich die beiden Wappen derer von Wietersheim und derer von Spitznasen.
Letzteres Wappen verweist auf die Ehefrau des Verstorbenen hin - eine geborene von Spitznasen-, welche auch das Epitaph gestiftet hat.
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Das Pfarrhaus wurde im Jahr 1900 erbaut und ist heute Wohnort des Pfarrers der Pfarrbereiche Wörbzig, Gröbzig und Preußlitz. Die Gemeinden dieser Pfarrbereiche sich in einer "Gemeindliche[n] Arbeitsgemeinschaft (Verbund)" zusammengeschlossen haben, die aus den Kirchengemeinden Biendorf, Cörmigk, Gröbzig, Preusslitz-Leau, Wiendorf-Gerlebogk, Wohlsdorf-Crüchern und Wörbzig besteht. Das Dorf Wörbzig ist ein Ortsteil der Stadt Südliches Anhalt, mit Verwaltungssitz in Weißandt- Gölzau.