In der geschichtlichen Betrachtung ist Grossweissandt, Kleinweissandt und Gölzau getrennt zu erfassen. Dies gilt gleichfalls für die kirchengeschichtlichen Ereignisse.
Während in dem Dorf "Gölzau" und" Kleinweissandt" kein Kirchengebäude existierte, gab und gibt es in Grossweissandt einen bedeutenden und geschichtsträchtigen Kirchbau.
Schon im 12. Jh hat eine Kirche in Grossweissandt bestanden. Die noch heute existierenden romanischen Säulen am Turm sind sehr alt und lassen den Rückschluss auf dieses
Datum zu. Die erste Urkunde, welche das Kirchengebäude direkt erwähnt, stammt aus dem Jahr 1344, mit welcher dem Ort das Patronatsrecht verliehen wurde.
Bereits zu dieser Zeit war die Kirche dem Hl. Germanus geweiht.
Das Kirchenschiff wurde um 1496 und der Chor etwa 100 Jahre später erneuert. Der Grundriß der Kirche ist ein einfaches Rechteck, an welches sich im Osten das Chorhaus
mit polygonem Chor anschließt. Im Westen schließt sich der Turm, vorgebaut, an.
Das Kirchenschiff mit seinen Spitzbogenfenstern wurde 1496 gebaut, 1872 aber vollständig restauriert und der Innenraum mit einem Tonnengewölbe aus Holz ausgestattet.
Der Chor bildet die 5 Seiten eines Achtecks ab. In jeder Seite ist ein hohes Spitzbogenfenster eingebaut. An den äusseren Ecken sind Strebepfeiler angebaut.
An der Nordseite ist ein kleiner kapellenartiger Vorbau angebaut, mit Kreuzgewölbe. Der Altarraum, 1590 erbaut, ist mit einem Sterngewölbe eingewölbt.
Der Kirchturm
Bis zu 2/3 seiner heutigen Höhe stammt der Turm aus dem 12. Jh.. Bauliche Untersuchungen ergaben, dass der Vorgängerbau des Kirchenschiffes und Chores wesentlich kleiner gewesen sein muss und sich somit ein direkter Vergleich zu der romanischen Kirche in Bernburg- Waldau aufdrängt. Der Turm hat je 2 Schalllöcher in Ost und West, je eins an der Nord- und Südseite. Es handelt sich dabei um gekuppelte Rundbögen mit je einer Säulde in der Mitte. Neben Würfelkapitäle finden sich auch Kelchkapitäle auf den Säulen, auf welchen breite Mauerträger aufgelagert sind. Der spätere Turmaufsatz hat ein Giebeldach ( Nord- Süd) mit Sandsteinabschluß aus der Renaissance. Daß der Turmaufbau 1590 erfolgte, ergibt sich aus einer Inschrift des Zimmermanns Georg Dittmar aus Görzig, in einem der Turmbalken, die Siegfried, Edelmann von Plotho, nebst namentlich benannten Kirchenvätern, als Bauherren bezeichnet und dieses Baudatum benennt. Die Kirche befindet sich auf einem weitläufigen ehem. Friedhofsgelände direkt neben dem ehemaligen Schloss von Großweissandt. ( heute Seniorenresidenz). Auf dem Kirchengelände befindet sich ein Denkmal für die Opfer der Weltkriege.
Im Innenraum befindet sich ein sehenswertes Epitaphium eines der Herren von Plotho; Es ist ein Bild in einem künstlerisch herausragend geschnitzten Holzrahmen welcher mit Fahnenemblemen und Kriegsgerät bestückt ist. An der Unterseite trägt der Rahmen eine Kartusche, welcher eine Inschift trägt, aus der hervorgeht, dass der kurfürstlich- sächsische Generalmajor und Freiherr des Hl. röm. Reiches, Gebhard, Siegfried von Plotho am 31. August 1689 im Alter von 56 Jahren verstorben ist.
Der geräumige Innenraum der Kirche ist geprägt durch den Chorbereich mit seiner Rippenwölbung. Die Rippen gehen von den Ecken des 8-Eckes aus,
wo sie auf Konsolen aufliegen. Die Konsolen sind mit je einem Wappen verziert. Unter dem Chor befinden sich die Grabgewölbe derer von Plotho.Taufstein und Altrar sind aus
Muschelkalkstein gearbeitet.
Seit vielen Jahren erfolgen umfangreiche Sicherungs- und Restaurationsarbeiten an der Kirche. Im Jahr 2019 musste, nach erheblichen statischen Schäden, das Kirchenschiff komplett
für die Gemeinde gesperrt werden. Dank vielfältiger Initiativen und einer hohen Spendenbereitschaft konnte 2020/21 mit der Behebung der Schäden begonnen werden.
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