Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1244 unter der Ortsbezeichnung Radegiz. 1727 wird dem Ort das Stadtrecht verliehen. Im gleichen Jahr erbaten die Bürger der Stadt bei Fürst Leopold von Anhalt-Dessau das Recht,
eine eigene Kirche erbauen zu dürfen. Zu dieser Zeit gehörte Radegast, wie die umliegenden Orte zur Kirchengemeinde in Großweissandt. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass bereits im 13. Jh. in Radegast ein Kirchengebäude bestand.
Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Ersuchen der Bürger um eine Erlaubnis zum Neubau einer ehemals bestandenen Kirche.
1702 wurde der Grundstein zum Kirchenneubau gelegt, unter erheblicher finanzieller Beteiligung des Fürstenhauses. Noch im gleichen Jahr wurde die Kirche feierlich in den gottesdienstlichen Dienst der Gemeinde genommen. 1703 bekam die Kirchengemeinde
dann auch einen eigenen Pfarrer. Damit war zugleich die Eigenständigkeit der Kirchengemeinde Radegst bestimmt.
Am 06. Januar 1752 stürzte der Turm der Kirche ein. Die Ehefrau und die beiden Kinder des Schullehrers wurden dabei tödlich verletzt. Im gleichen Jahr begannen die Wiederaufbauarbeiten, diesmal aber in massiver Bauweise.1803 wurde in dem Turm
ein Glockenstuhl für zwei Glocken eingebaut. Die beiden Glocken waren eine Schenkung und stammen aus der Schlosskapelle in Gröbzig. Bereits 30 Jahre nach dem Neubau des Kirchturmes wird von der erneuten Baufälligkeit der Turmhaube berichtet.
Ein Kanonengeschütz wurde der Kirchengemeinde 1871 zu dem Zweck des Gusses einer Glocke geschenkt. 1872/73 werden die beiden vorhandenen Glocken zu der "kleinen" Glocke, das Geschütz zu einer "grossen" Glocke umgeschmolzen. Die
Innutzungnahme beider Glocken erfolgte 1873.
Aufgrund zunehmender Unterhaltskosten für die bis 1874 bestehende Kirche, verbunden mit einem hohen Aufwand einer Sanierung und der Tatsache, dass die Gemeinde so groß geworden war, dass der bestehende Kirchbau nicht mehr als
ausreichend erachtet wurde, wurde 1874 der Beschluss gefasst, die alte Kirche abzureißen und eine neue Kirche zu errichten.
Am 31.Mai 1874 wurde in der alten Radegaster Kirche der letzte Gottesdienst gefeiert. Wenige Tage nach dem Gottesdienst begann der Abbruch des Kirchengebäudes. Am 05. Dezember 1875 wurde die neue Kirche geweiht. Der Neubau wurde erheblich
größer und in der Höhe üppiger geplant, als der Vorgängerbau. 1876 wurde die neue Orgel von der Orgelbaufirma Pfannenberg aus Köthen in Nutzung genommen. 1937 wurde diese Orgel gegen ein minderwertigeres Instrument unbekannter Herkunft, ausgetauischt.
In Vorbereitung des 1. Weltkrieges wurde die kleinere Glocke vom Kirchturm geholt und zu militärischen Zwecken umgescholzen.
Nach dem 1. Weltkrieg, 1922 wurde von der Gemeinde eine neue Stahlglocke beschafft, welche noch heute läutet.
1935 wurde der Vorbau am Eingang angebaut.
Währen des 2. Weltkrieges wurde dann auch die große Bronzeglocke ( Kaiserglocke) eingeschmolzen.
Eine Totalrenovierung der Kirche erfolgte 1960-65 Das gesamte Kirchendach, einschließlich des Turmes, sowie die Fassaden von Turm und Schiff wurden erneuert. Im Inneren der Kirche wurden Teile der Empore entfernt, die Fenster erneuert und gesichert.
Der Kirchenraum erhielt eine neue Ausmalung. Die Pfarrstelle in der eigenständigen Kirchengemeinde Radegast bestand bis 1978. Seither gehört die Kirchengemeinde wieder zu dem Pfarramt Weissandt- Gölzau.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands, konnten 1992 alle 32 Fenster der Kirche erneuert werden, welche während der DDR- Zeit mutwillig zerstört worden waren.1999-2000 wurden Schäden an der Kirchturmspitze beseitigt. Seit dem Jahr 2005 erfolgten umfangreiche Sanierungs- und Umbauarbeiten in der Kirche. 2005 wurde das gesamte Kirchdach mit Schieferplatten neu gedeckt. Ein Jahr später erfolgte der Einbau einer Winterkirche mit Kaffeeküche und Toilette.
2010 wurden die drei Altarfenster erneuert. Der Künstler Thomas Kuzio hat diese Fenster gestaltet und zugleich das Farbkonzept für den Altarraum entworfen. 2013 wurden die Querhäuser samt dortiger Fenster neu gestaltet. Auch hier wurden die Entwürfe von Thomas Kuzio angewandt. Zur Zeit ( Juni 2021) werden die restlichen Fenster in der Kirche erneuert, gleichfalls gemäß der Entwürfe des Künstlers. Zudem erfolgt eine farbliche Neugestaltung des Kirchenraumes. Nach Abschluss dieser Arbeiten wird der Kirchenraum ein Gesamtkunstwerk sein, welches einlädt, Gott in vielfacher Weise zu loben. Es ist das Anliegen und Ziel der Kirchengemeinde, den Menschen auf dem Lande kirchliche, kulturelle, künstlerische und geistige Angebote zu bieten und ihnen damit ein Stück Verbundenheit zum Ort und ihres Landstriches nahe zu bringen.