Aus dem Jahr 1275 ist bekannt, dass es in Gnetsch bereits eine Kirche gegeben hat. Das Collegialstift zu Coswig erhielt in eben jenem Jahr das Patronatsrecht über die Kirche.
1357 erhielt das Domkapitel zu Brandenburg einen Teil der Pfarrei von dem Magdeburger Erzbischof Otto. Die noch heute vorliegenden Kirchenbücher
stammen mit den frühesten Eintragungen aus dem Jahr 1673. 1820 wurde die alte Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen.
Am 02.Dezember 1821 ( 1. Adventssonntag) wurde durch Herzog Ferdinand und der Herzogin Julie die neue Kirche in Gnetsch geweiht. Die Kirche wurde von dem
bekannten Baurevisor am Hof Anhalt- Köthen, Gottfried Bandhauer (* 22. März 1790 in Roßlau; † 22. März 1837 ebenda), entworfen und gebaut. Der Bauplatz war in der Dorfmitte sehr zentral,
aber baugrundtechnisch sehr schwierig, weil der Baugrund ein zugeschütteter Teich war. Mittels Eichenbohlen wurde ein Fundamentrost gelegt, auf welchem die Kirche errichtet wurde.
Am 18. Mai 1908 wurde der Abriß der Kirche beschlossen, weil die Eichenstämme im Verlauf der Jahre das Gewicht der Kirche nicht zu tragen vermochten. Ursache war ein Absinken des
Grundwasserspiegels infolge des in verschiedenen umliegenden Orten aufgenommenen Bergbaus. Am 24. Mai 1908 fand in der alten Kirche der letzte Gottesdienst statt.
Schon einen Tag später wurde die Kirche durch eine Militäreinheit gesprengt.
Es muß angemerkt werden, dass die Kirche in Gnetsch für lange Zeit eine zentrale Bedeutung für die Orte Riesdorf, Zehbitz und Radegast hatte. So lange diese Gemeinden keine eigene Kirche in ihrem Ort
hatten, versammelten sich die Gemeindeglieder der betreffenden Gemeinden in der Gnetscher Kirche zum Gottesdienst und zu Amtshandlungen.
Im Frühjahr 1909 bewilligte der Landtag einen Baukostenzuschuß zum Neubau der Kirche in Höhe von 2/3 der Baukosten. Angesichts der veranschlagten Baukosten von 33600,00 Mark, waren dies stattliche
22.400,- Mark die bewilligt wurden.
Am 15. August 1909 erfolgte die Grundsteinlegung für eine Kirche, die sich an den Entwürfen von Gottfried Bandhauer orientierte.
Ein Jahr später, am 14.07.1910 wurde die neue Kirche geweiht und in Nutzung genommen.
Über die Innutzungnahme ist uns nachfolgender Bericht überliefert.
Um 03.00 Uhr ( 15.00 Uhr) begannen die Feierlichkeiten im Beisein vieler Gäste, der Pastoren der Umgebung und der Gemeinde. Von dem Konfirmandensaal zog man unter dem Geläut der beiden
alten Glocken zur Kirche. Dort übergab Bauinspektor Gothe den Schlüssel zu dem neuen Gotteshaus. Danach erfolgte die Kirchweihe.
In dem sich anschließenden ersten Gottesdienst in der Kirche erklang die neue Orgel ( Orgelbauanstalt Fleischer & Kindermann) und der Gesangsverein unter Cantor Francke bereicherte mit seinem Gesang den Gottesdienst. Pfarrer Harms war
zu dieser Zeit der Ortspfarrer.
Um 17.00 Uhr fand im Schützeschen Saal ein Festessen mit 50 geladenen Gästen statt. Am Abend fand am gleichen Ort ein Fest- und Familienabend der Gemeindeglieder statt.
Am darauf folgenden Sonntag fand in der Kirche der erste Kindergottesdsienst mit anschl. Kinderfest statt.
Über die große Glocke in der Gnetscher Kirche gibt es nachfolgenden Bericht:
Die Glocke wurde 1940 vom Turm geholt, um sie für Kriegszwecke einzuschmelzen. Die Kirchengemeinde glaubte ihre Glocke für immer verloren zu haben.
Inmitten der Wirren der Nachkriegszeit geschah ein kleines Wunder. Anhand eines Fotos von der Glocke, wurde eine auf dem Hamburger Glockenfriedhof gelagerte Kirchenglocke der Kirche Gnetsch zugeordnet.
Die Glocke wurde wieder nach Gnetsch gebracht und am 23.12. 1950 vernahm die Gemeinde, anlässlich einer Trauung, den altvertrauten Klang ihrer Glocke nach langer Zeit.
Da die Glocke noch nicht komplett montiert war, es fehlte der Klöppel, schlug der damalige Küster Fritz Möbius mit einem Hammer die Glocke.
Anfang der 1960er Jahre wurde das Kirchendach umgebaut. Der Kirchturm büßte seinen zwiebelförmigen Abschluss ein.
Sechs Jahre später wurde die Kirche, welche bisher von beiden Konfessionen genutzt wurde, außer Dienst gestellt. Nachdem etliche Kirchenscheiben zerstört worden waren, wurden die Reste ausgelagert und die Fenster
zugemauert.
Erst 1990 konnten im Rahmen einer ABM- Maßnahme die Fenster wieder ausgebrochen werden und provisorisch mit Plexiglasscheiben verschlossen. 1993 konnten dannn neue
bleiverglaste Fenster eingesetzt werden.
Die Kirche ist heute regelmäßig zu Gottesdiensten und Amtshandlungen in Nutzung. Sehr viel Geld und Material, unabsehbarer Einsatz von Bauunternehmen und vor allem vieler ehrenamtlicher Helfer waren seit 1990 notwendig, um die, durch blinde Zerstörungswut von selbsternannten "Sozialisten" verursachten Schäden an der Kirche zu beheben. Möge Gott uns zukünftig vor solcher Torheit bewahren.